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„Die Pflege ist weiblich“
Klingenmünster. „Durch die demografische Entwicklung in Deutschland steht jeder zehnte Beschäftigte vor der Aufgabe, die Arbeit und die Pflege von Angehörigen unter einen Hut zu bringen. Der Großteil der Pflegenden sind Frauen“, sagte die Gerontologin Lisa Ehrhardt. Als stellvertretende Leiterin des Fachbereichs „Regionale Angebote – Leben im Alter“ erläuterte sie bei ihrem Vortrag, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege gelingen kann.
Dass die Pflegeaufgabe häufig den Frauen zufällt, hänge vor allem mit dem klassischen Rollenbild zusammen. „Frauen gelten von Natur aus als mitfühlend und fürsorglich. Das ist der Hauptgrund dafür, dass sie in den meisten Fällen neben der Familie auch die älteren Angehörigen betreuen – und das neben dem Beruf“, so Lisa Ehrhardt. Das ist nicht nur eine starke psychische und körperliche Belastung in der Gegenwart, sondern birgt das Risiko von Armut im Alter, da viele Frauen in Teilzeit arbeiten, um beides zu vereinbaren.
Versorgungsnetzwerk aufbauen
Das größte Problem sei derzeit, dass viele Pflegenden gar nicht über ihre Möglich-keiten informiert sind. Lisa Ehrhardt zeigte den Zuhörern daher die Rechte auf, die die gesetzliche Pflegeversicherung bietet. Vom ambulanten Dienst über das Angebot von Tagesstätten und der Kurzzeitunterbringung in Pflegeheimen bis zur Finanzierung von Verhinderungspflege – die Gerontologin riet den Zuhörern: „Bauen Sie sich ein Versorgungsnetzwerk auf – binden Sie ambulante- und Tagesangebote, die Nachbarschaft oder die Familie in die Pflege mit ein. So schaffen Sie sich persönliche Freiräume. Und vor allem: Lassen Sie sich gut über Ihre Möglichkeiten beraten.“
Lisa Ehrhardt erklärte zudem das Konzept der Pflegeversicherung. „Die Maßgabe lautet ambulant vor stationär. Konzept fördert allerdings das klassische Rollenbild, weil die häusliche Sphäre den Frauen zugeordnet wird.“ Damit langfristig auch mehr Männer praktische pflegerische Tätigkeiten übernehmen, müsse ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. „Das Rollenbild beginnt sich bereits zu wandeln“, sagte Lisa Ehrhardt. „Gerade in größeren Städten geht die Entwicklung dahin, dass auch Männer Pflege in der Familie übernehmen, zum Beispiel mit Elternzeit.“ Langfristig könnten sich pflegerische Tätigkeiten – auch die von älteren Angehörigen – gleichmäßiger auf die Schultern von Frauen und Männern, hofft die Gerontologin.
Fachliche Beratung im Pfalzklinikum
Der Fachbereich „Regionale Angebote- Leben im Alter“ gehört zur Einrichtung Betreuen – Fördern – Wohnen des Pfalzklinikums. Seit 8. April 2016 gehören zwei Tagesstätten für Senioren in Annweiler und Bad Bergzabern zu den Angeboten des Fachbereichs. Weitere Informationen unter www.pfalzklinikum.de/angebote/tagesangebote/tagesstaetten