Gedenkarbeit

NS-Psychiatrie in Klingenmünster: Auch die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster war an verbrecherischen Maßnahmen der NS-Psychiatrie beteiligt.

Untersuchungen belegen, dass mindestens 264 Patientinnen und Patienten der Anstalt deportiert wurden und außerhalb von Klingenmünster in anderen Einrichtungen gewaltsam zu Tode kamen. Etwa 1700 weitere Patienten starben in Klingenmünster durch gezielten Nahrungsentzug, unterlassene Hilfe und vermutlich auch durch Überdosierung von Medikamenten. Zudem war die Anstalt aktiv in die NS-Erbgesundheitspolitik und die Durchführung von Zwangssterilisationen in der Pfalz eingebunden.

Ausschuss für Gedenkarbeit und Geschichte

Die historische Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus an psychisch kranken und behinderten Menschen ist Auftrag und Mahnung für die Gegenwart und Zukunft. Das Pfalzklinikum stellt sich dieser Verantwortung durch aktive Aufklärung über die historischen Ereignisse und die Verdeutlichung von Bezügen zu Problemfeldern der gegenwärtigen Versorgung im Bereich der seelischen Gesundheit. Der Ausschuss für Gedenkarbeit und Geschichte der Psychiatrie des Pfalzklinikums wurde 2011 konstituiert, um diese Aufgabe wahrzunehmen. Er wirkt als Impulsgeber für die Auseinandersetzung mit der NS-Psychiatrie. 

Akteneinsicht

Wenn Sie Auskunft zum Schicksal von Angehörigen wünschen, die während der NS-Zeit in der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster waren, unterstützen wir Sie gern. Sie können sich an die unten genannte Organisatorin der Gedenkarbeit wenden oder direkt an das Landesarchiv Speyer, in dessen Eigentum sich die historischen Akten befinden:

Landesarchiv Speyer
Otto-Mayer-Str. 9  
67346 Speyer
Tel. 06232 9192-0

Einige Stationen der Aufarbeitung und des Gedenkens am Pfalzklinikum

Die vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde herausgegebene Dokumentation "Die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster 1933 - 1945" der Autoren Karl Scherer, Otfried Linde und Roland Paul gibt Zeugnis vom Forschungsstand bis 1998.

1993 wurde ein Gedenkstein für die Opfer der NS-Psychiatrie eingeweiht. Er trägt die Inschrift: "Den Opfern der nationalsozialistischen Psychiatrie zum Gedenken – den Lebenden zur Mahnung".

Seit 1996 wird bundesweit am 27. Januar der nationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen, so auch im Pfalzklinikum. Es finden Gedenkveranstaltungen statt, die auf große Resonanz bei MitarbeiterInnen, PatientInnen und Angehörigen sowie bei den Menschen der Region stoßen.

Die "Pfälzischen Gedenkstätte für die Opfer der NS-Psychiatrie" wurde am 11. April 2008 auf dem Klinikfriedhof in unmittelbarer Nachbarschaft des Klinikgeländes in Klingenmünster eingeweiht.

Im Rahmen eines Promotionsstipendiums bearbeitete der Kulturwissenschaftler Christof Beyer von 2007 bis 2009 die 150-jährige Geschichte des Pfalzklinikums, und dabei wurde selbstverständlich auch das dunkelste Kapitel der Klinikvergangenheit angemessen beleuchtet. Die Promotion wurde ermöglicht durch den Bezirksverband Pfalz. Die Forschungsergebnisse von Dr. Christof Beyer wurden vom Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern herausgegeben. Das Buch trägt den Titel: "Von der Kreisirrenanstalt zum Pfalzklinikum. Eine Geschichte der Psychiatrie in Klingenmünster". (ISBN 3-927754-68-3)

Am 18. Januar 2012 wurde die Wanderausstellung "NS-Psychiatrie in der Pfalz" im Alleehaus (Gebäude 43) an der Klinikeinfahrt eröffnet.

Alle weiteren Informationen zur Wanderausstellung finden Sie hier: www.ns-psychiatrie-pfalz.de

Von Januar bis April 2014 zeigte das Pfalzklinikum als erstes Krankenhaus in Deutschland die Gast-Ausstellung "Im Gedenken der Kinder. Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit".

Weitere Informationen zur Kinder-Ausstellung finden Sie hier: www.im-gedenken-der-kinder.de

Informationen zur Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz finden Sie hier: www.gedenkarbeit-rlp.de

Ansprechperson

Rita Becker Scharwatz
Geschäftsführendes Mitglied Ausschuss für Gedenkarbeit
Tel. 06349 900-2605

E-Mail: gedenkarbeitpfalzklinikum.de