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Regional und patientennah
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Klingenmünster. Am 7. März fand in der Sporthalle des Pfalzklinikums ein Info-Tag für MS-Erkrankte und ihre Angehörigen statt. Veranstaltet wurde das Patientenforum von der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), LV Rheinland-Pfalz und vom Pfalzklinikum - Klinik für Neurologie.
In seiner Begrüßung ging Uwe Pfeiffer, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Neurologie auf den hohen Stellenwert der Angehörigen- und Patientenarbeit im Pfalzklinikum ein. Auch deshalb habe man in der Vorbereitung des Forums gezielt regionale Referenten als Ansprechpartner eingeladen. „Es gibt unterschiedliche und vollkommen differente (Krankheits-) Geschichten zum Thema. MS ist nicht zwangsläufig mit schweren Einschränkungen und Behinderungen verbunden“, ermutigte Uwe Pfeiffer die Anwesenden.
Mechthild Peter vom Sozialdienst der DMSG Rheinland-Pfalz wies auf die vielfältigen Aufgaben der DMSG hin: „Es gibt in Rheinland-Pfalz eine gut organisierte Selbsthilfe mit 57 Gruppen. Ein Fachverband liefert wichtige Informationen und kann Auskünfte zu MS geben. Der Sozialdienst, für den ich tätig bin, berät ebenfalls gerne bei Fragen rund um MS. Eine Interessenvertretung existiert zusätzlich auch auf politischer Ebene.“
Mit „richtig tollen Neuigkeiten“ startete Dr. Tobias Fritz, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie des Pfalzklinikums in seinen Vortrag. Auch wenn weiterhin gilt, dass es keine Heilung für MS gäbe, sei die Zielsetzung „Freiheit von Krankheitsaktivität“. In einer Präsentation mit Videosimulation stellte Dr. Fritz anschaulich die komplexen Prozesse der Erkrankung und der Medikamentenwirkung dar. „Es gibt eine Reihe neuer und neuester medikamentöser Behandlungsansätze. Für den Einsatz dieser gilt umso mehr, dass das Fachwissen gut vermittelt werden muss, um den Erkrankten für die aufwendige und belastende Behandlung gewinnen zu können. Gerade junge Patientinnen und Patienten fordern dies mehr und mehr ein, “ erläuterte der Leitende Oberarzt der Klinik für Neurologie.
Dr. Sylke Schlemilch-Paschen, Neurologin in einer MS-Schwerpunktpraxis in Kandel, berichtete über ihre Arbeit mit über 300 betroffenen Patientinnen und Patienten sowie ihre Mitwirkung im ärztlichen Beirat der DMSG Rheinland-Pfalz: „Im ärztlichen Beirat der DMSG Rheinland-Pfalz gilt es nun mit allen Beteiligten ein multimodales Therapiekonzept umzusetzen. Mit einer solchen multimodalen Behandlung ist es gerade heute wichtig, so früh wie möglich aktiv anzufangen. In der Frühphase der Erkrankung können wir am meisten retten. Dabei gilt es ganz auf die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen Rücksicht zu nehmen. Im Rahmen der vielfältigen Möglichkeiten kann jeder MS-Erkrankte seinen Weg finden. Bleiben Sie im Gespräch!“
Uwe Pfeiffer kündigte als nächstes die MS-Therapiemanagerin des Pfalzklinikums, Gabriele Darcy an und wies darauf hin, dass nicht nur Ärzte und Psychologen für MS-Betroffene relevant wären. Gabriele Darcy ist seit 31 Jahren als Krankenschwester im Pfalzklinikum tätig, davon 28 Jahre in der Klinik für Neurologie. Seit 2009 arbeitet sie als MS-Therapiemanagerin im zertifizierten Pflegedienst der Neurologie. „Mit dem Einnehmen der Medikamente allein, ist nicht alles gut. Für mich persönlich ist es immer wieder herausfordernd, Menschen bei ihren vielfältigen und persönlichen Fragestellungen eine Hilfe zu sein. Ich finde es wichtig, dass MS-Betroffene einen Begleiter für alle Lebensfragen und –lagen haben, “ führte sie an.
Den letzten Beitrag des Info-Tages übernahm Heike Meißner, Klinische Neuropsychologin sowie Psychologische Psychotherapeutin des Neurologischen Reha-Zentrums Quellenhof. Sie arbeitete heraus, dass die Tatsache eine chronische Erkrankung zu haben, für die Betroffenen eine erhebliche Belastung darstelle: „Multiple Sklerose hat einen unvorhersehbaren Verlauf und ist somit mit besonderen Herausforderungen für die Einzelne und den Einzelnen verknüpft. Häufig müssen Lebenspläne komplett neu überdacht und vielfältige Anpassungen der Lebenssituation vorgenommen werden. Betroffen sind hier alle Bereiche: die sozialen Kontakte und Beziehungen, das Selbstbild, das Berufsleben und die Freizeit. Eine kämpferische, bedachte Grundhaltung mit den Problemen umzugehen, ist hierbei wichtig. Leben Sie so normal wie möglich, die MS darf nicht zum Mittelpunkt Ihres Lebens werden.“
Mit über 80 Besucherinnen und Besuchern endete die Veranstaltung gegen 17.30 Uhr. Im Anschluss bestand noch die Möglichkeit, sich mit den anwesenden Expertinnen und Experten auszutauschen.
Info Multiple Sklerose
Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, also von Gehirn und Rückenmark. Der Verlauf ist von Patient zu Patient häufig ganz unterschiedlich, schwer voraussagbar und kann im ungünstigen Fall auch zu mehr oder minder schweren Behinderungen führen. Eine Heilung im eigentlichen Sinn ist zwar nicht möglich, in vielen Fällen aber eine sehr günstige Beeinflussung des Verlaufes durch Medikamente.