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Sucht und Schlafstörungen

Klingenmünster. Am 19. März trafen sich Interessierte und Betroffene um 19 Uhr im Pfalzklinikum um anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Selbsthilfegruppe für Ein- und Durchschlafstörungen einem Vortrag des ehemaligen Ärztlichen Direktors des Pfalzklinikums, Prof. Reinhard Steinberg, beizuwohnen. Helene Schwarz, Leiterin der Selbsthilfegruppe hob hervor, wie wichtig ein Austausch unter Betroffenen sei: „Wir treffen uns einmal im Monat am ersten Donnerstag in der Selbsthilfegruppe. Jeder ist hier herzlich Willkommen, jeder wird angehört und wertgeschätzt. Wir versuchen in der Gruppe durch bewusste Schlafhygiene, d.h. Verhaltensänderungen eine bessere Schlafqualität zu erzeugen. Wichtig ist aber auch, dass uns allen der Austausch in der Gruppe gut tut, dass es uns besser geht, einfach weil wir miteinander gesprochen haben. Bedanken möchte ich mich auch für die Unterstützung durch das Schlaflabor und Dr. Hans-Günther Weeß, er steht uns immer mit Rat und Tat zur Seite.“
Im anschließenden Vortrag fokussierte sich Prof. Steinberg auf die Zusammenhänge von Sucht und Schlafstörungen. Er arbeitete heraus, dass es unterschiedliche Modelle gäbe, auf denen die Medizin basiere und die miteinander verknüpft seien: „Schlafstörungen sind eng mit psychischen, somatischen oder sozialen Faktoren verknüpft. Wenn wir Depressionen, einen Armbruch oder keinen Job haben, dann wirkt sich das auch auf unseren Schlaf aus. Interessant ist, dass elektrisches Licht ein entscheidender Faktor und sozusagen der Feind des Schlafes ist. In ganz Europa gibt es sehr viel Beleuchtung in der Nacht, das ist toll, aber es gefährdet den Schlaf. In einer Studie wurde festgestellt, dass Menschen, die abends ohne elektrisches Licht auskamen bereits nach einem Monat eine Stunde länger schliefen, als andere die dieses benutzten.“
Therapeutische Möglichkeiten von Schlafmitteln, aber auch die damit verbundenen Gefahren standen ebenfalls im Fokus des Vortrags. Prof. Steinberg wies darauf hin, dass Alkohol ein schlechtes Schlafmittel sei und erst ab einer gewissen Konzentration einschläfernd wirke. Er zeigte Schlafprofile gesunder und alkoholkranker Menschen. Hierbei wurde deutlich, dass Alkoholkranke schwer einschlafen und keine Tiefschlafphase haben. Erst nach zwei Wochen Abstinenz kommt der Tiefschlaf langsam wieder. „Bei Alkoholkranken, die bereits seit Jahren abstinent sind, bleibt das sogenannte Suchtgedächtnis bestehen. Wenn man diesen beispielsweise das Foto eines Glases Bier präsentiert, reagiert das Suchtgedächtnis dieser Menschen extremer als bei nicht abhängigen Menschen. Es dauert für trockene Alkoholiker bis zu zwei Jahren bis sich das Schlafsystem regeneriert. Bei Abhängigkeiten von Schlafmitteln wie Benzodiazepinen ist das sehr, sehr ähnlich. Man kann aber gut helfen, indem man diese Medikamente in kleinen Schritten langsam absetzt. Die beste Therapie besteht bei Schlafstörungen in einer Kombination aus Aufklärung, Psychotherapie und Medikamenten“, erläuterte Prof. Reinhard Steinberg.
Nach einem anderthalbstündigen Vortrag konnten die Anwesenden Fragen stellen. Der Abend endete mit einem Hinweis von Helene Schwarz: „Unsere nächste Sitzung findet bereits in zwei Wochen, am Gründonnerstag statt. Einen Vortrag gibt es dann wieder während des Treffens am 7. Mai. Hier referiert Dr. Hans Strubel aus Limburgerhof zum Thema unruhige Beine (Restless Legs). Ich freue mich, wenn Sie kommen.“